Der Befehl less startet auf einem Linux-System ein sogenanntes Pager-Programm. Ein Pager unterteilt einen übergebenen Text in einzelne Seiten, zeigt ihn auf der Standardausgabe an und wartet nach jeder Seite auf eine Bestätigung zum Weiterblättern. Der Pager less kann normale, auf der Kommandozeile angegebene Dateien anzeigen, aber auch als Filter-Programm arbeiten, das von der Standardeingabe liest. Es ist also auch möglich, less am Ende einer Pipe einzusetzen, um die Ausgabe eines anderen Programms seitenweise aufzubereiten.
Der Name "less" leitet sich durch ein Wortspiel von "more" ab. Diesen Namen hatte das erste, wesentlich einfachere Pager-Programm unter Unix, und später auch ein entsprechendes Programm unter PC- beziehungsweise MS-DOS, das sich auch noch bei Windows auf der Kommandozeile findet. Ähnliche Wortspiele bei der Benennung von Programmen, die sich auf den Namen eines älteren Programms beziehen, das sie erweitern, verbessern und gegebenenfalls neu implementieren, waren in den ersten Jahrzehnten der Computergeschichte sehr beliebt und sind auch heute noch anzutreffen. Ein wichtiger Aspekt ist hier, dass die Funktionalität des ursprünglichen Programms, einschließlich der Benutzeroberfläche, dabei möglichst weitgehend übernommen wurde, sodass es das alte Programm komplett ersetzen konnte.
Die Grundfunktionalität, die less mit more gemeinsam hat, besteht darin, zunächst so viel Text anzuzeigen, bis eine Seite gefüllt ist. Mit Seite ist hier die Anzahl sichtbarer Zeilen der Kommandozeile gemeint. Diese wird zunächst über die Umgebungsvariable LINES bestimmt, die beim Login automatisch gesetzt wird. Bei aktuellen grafischen Oberflächen wird allerdings die Größe des Terminal-Fensters vom Windowmanager durch einen speziellen Mechanismus so übermittelt, dass less eine Veränderung der Größe im laufenden Betrieb erkennt.
Wenn eine Seite mit Text gefüllt ist, hält less an und wartet auf eine Eingabe. Nach dem Drücken der Leertaste blättert less eine Seite weiter - drücken Sie die Return-Taste: eine Zeile. Mit der Taste "b" ist es möglich rückwärts zu blättern. Eine Zahl vor dem Kommando wird als Multiplikationsfaktor interpretiert. Geben Sie beispielsweise eine 2 ein und drücken dann die Leertaste, blättert less zwei Seiten weiter, statt nur einer. Weitere Funktionen, wie zum Beispiel das Suchen im Text, werden über Tastaturkommandos gesteuert, die auch die Editoren ed und vi verwenden - im Gegensatz zur Kommandozeile der Bash, deren Bedienung sich an den Emacs-Editor anlehnt.
Eine relativ häufig anzutreffende Praxis, zum reinen Anzeigen von Texten, statt eines Pagers wie less, einen Editor zu verwenden, hat insbesondere den Nachteil, dass die angezeigte Datei dabei leicht versehentlich verändert werden kann. Eine solche Änderung an einer wichtigen Systemdatei kann sogar das System vorübergehend unbrauchbar machen, bis der Fehler gefunden und behoben ist.